Am 25. April 1986 soll im Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl im Norden der Ukraine ein Spannungsregler getestet werden, der bei einer Schnellabschaltung bei gleichzeitigem Stromausfall die knappe Minute bis zum vollen Anlaufen der Notstromaggregate überbrückt. Dazu muss der Reaktor mit einer thermischen Leistung von 3200 Megawatt auf 1000 Megawatt heruntergefahren werden. Der Versuch wird während des Herunterfahrens wegen zusätzlicher Stromnachfrage unterbrochen und erst in der Nacht fortgesetzt. Die Sicherheitssysteme werden während des Probelaufs abgeschaltet. Dabei sinkt die Leistung unerwartet nicht auf 25, sondern auf 1 Prozent. Der Reaktor muss wieder hochgefahren werden. Dabei gerät er außer Kontrolle. Die Leistung steigt binnen Sekundenbruchteilen; es kommt zu einer gewaltigen Knallgas-Explosion, die das Dach wegsprengt. Die Brennelemente schmelzen, der als Moderator verwendete Graphit gerät bei Temperaturen von über 2000 Grad in Brand. Erst nach Wochen gelingt es, das Feuer zu löschen. Es kommt zur Freisetzung gewaltiger Mengen an Radionukliden. Als eigentliche Ursache gelten technische Mängel bei der Handhabung der Steuerstäbe, die unter bestimmten Voraussetzungen zu einem unkontrollierbaren Leistungsanstieg führen. Diese Mängel waren bekannt, war es doch schon 1983 in Litauen zu einem ähnlichen Fehler gekommen. Wären daraus die richtigen Lehren gezogen worden – Tschernobyl wäre nicht passiert.