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Schweiz im Hintertreffen

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Das mit Abstand grösste Potenzial für eine Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe bieten Wind und Sonne. Ein europäischer Ländervergleich der Schweizerischen Energiestiftung zeigt: Es liegen Welten zwischen den Spitzenreitern und den Abgehängten. Zu den Letzteren zählt die Schweiz.

Dänemark und Schweden haben ein riesiges Potenzial, um die Windkraft zu nutzen. Und sie nutzen es. So erreicht die dänische Windproduktion, pro Kopf gerechnet, mit 2'754 Kilowattstunden einen europäischen Rekord, Schweden liegt mit 2'637 Kilowattstunden nur knapp dahinter. Die Dänen produzieren damit fast die Hälfte ihres Stromes aus Windkraft. Dabei hat der ernsthafte Ausbau erst vor rund zwei Jahrzehnten begonnen.

Die Niederlande, nur bedingt mit guten Lagen für Photovoltaik gesegnet, haben mit einer Reform der Subventionen für Solarstrom vor sieben Jahren ein kleines Wunder geschafft und sind von einer vernachlässigbaren Grösse auf einen Anteil an der Stromproduktion von knapp elf Prozent geschnellt, mit jährlichen Zuwachsraten weit über dem Weltdurchschnitt.

Die Schweiz, deren Solarstrom-Potenzial alleine im Gebäudesektor höher ist als der aktuelle Stromendverbrauch, schafft derweil gerade etwas über fünf Prozent. Der Ausbau kommt zwar einigermassen voran, aber viel zu schleppend, um auch nur in die Reichweite der Ausbauziele zu kommen. Das wird die grosse Stromlücke der Zukunft sein, wenn die Atomkraftwerke in zehn bis zwanzig Jahren abgeschaltet werden. Die Windstromnutzung verharrt gar nahe am Stillstand, und auch wenn die Ausbauziele wegen der in der Regel ungünstigen Bedingungen weit tiefer liegen, so wäre es doch zur Schliessung der «Winterlücken», wenn die Solarstromproduktion deutlich sinkt, dringend nötig, den Ausbau voranzutreiben. Die Schweiz hat ihren einstigen Vorsprung mit einem Anteil von 35 Prozent Strom aus Wasserkraft längst verspielt und reihenweise Chancen verpasst, zügig die neuen erneuerbaren Energien auszubauen.

Die Ursachen sieht die Energiestiftung in der mangelnden politischen Förderung. So haben sich in der Europäischen Union staatliche Zuschüsse bewährt, die privaten und institutionellen Investoren die Sicherheit geben, dass sie zumindest das Geld wieder einspielen, das sie in die Anlagen gesteckt haben. Das nutzen auch Schweizer Investoren, die im Ausland an Anlagen beteiligt sind, die 2019 11,5 Terrawattstunden Strom produzierten, fast ein Fünftel des Schweizer Stromverbrauchs oder beinahe ein Drittel des Schweizer Ausbauziels für das Jahr 2035. Es liegt also nicht am Geld, sondern an den Rahmenbedingungen.