Frank Leblond, Pazifist und AKW-Gegner

"Weshalb also sparen?"

Frank Leblond, 47, ist Pazifist und Gegner des AKW-Neubaus von Flamanville.

„Bei mir im Garten höre ich die Autos der Baustellen-Mitarbeiter kommen und gehen. Jeden Tag kann ich zuschauen, wie der EPR von Flamanville, der neue Vorzeige-Druckwasserreaktor der AREVA, Gestalt annimmt. Ich meine natürlich den äusseren Teil. Das ist kein besonders gutes Gefühl. AREVA hatte schon Probleme mit dem Beton, jetzt aber auch noch mit tragenden Stahlteilen. Das alles ist nicht vertrauenswürdig. Ich war als Soldat im Golfkrieg. Es war jener Krieg, bei dem sich Frankreich engagierte. Zuvor arbeitete ich im Arsenal in Cherbourg beim Bau von Untersee-Booten. Irgendwann wurde mir klar, dass diese grosse Rüstungsindustrie, die wir in unserer Gegend besitzen, auch Absatz braucht. Die Gewehre und Kanonen müssen schiessen, damit sie wieder ersetzt werden können und hier Arbeitsplätze erhalten bleiben. Ich fand das militärische Engagement Frankreichs zynisch, wurde Pazifist und dann auch Ökologe. Ich konnte nicht mehr für die Rüstungsindustrie arbeiten, wurde aber auch zum Gegner der Atomwirtschaft. Mit dieser Kombination hat man es in unserer Gegend schwer. Ich bin zum Gelegenheitsarbeiter geworden, arbeite aber selbständig. Ich baue und verbreite Strohisolationen. Das natürliche Material fördert ein gesundes Wohnklima und verhindert den Verlust von Wärme. Das ist heute meine Form des Protestes gegen die Kernenergie. Demonstrationen sind zwar immer noch wichtig, aber mit Aktivitäten erreicht man mehr. Stroh kann man nicht nur für Privathäuser, sondern auch für öffentliche Häuser nutzen. Wo immer ein öffentliches Gebäude geplant ist, erwähne ich die Möglichkeit, es mit Stroh günstig und gesund zu isolieren. Die häufigste Antwort lautet etwa so: Wenn wir von etwas genug haben, dann ist es Strom. Weshalb also sparen? Natürlich habe ich schon versucht, die Gegend zu verlassen. Für zwei Jahre wohnte ich in Orléans. Aber dort in der Nähe gibt es das Kernkraftwerk Saint-Lorent. Frankreich ist ein Land der Atomenergie. Man kann Atomkraftwerken nicht ausweichen. Also bin ich zurückgekommen, um mich hier bemerkbar zu machen. Übrigens habe ich dies auch als Buchautor getan. Die im Eigenverlag publizierten Bücher heissen: „La Raison de Cloches“, „De la Graine d’energie“ und „La Philosophie ou les Armes“. Ich wünsche mir einen angemessenen, respektvollen Umgang der Menschen mit der Natur, aber auch mit anderen Menschen. Leider gelingt das selten. Man verliert Milliarden beim Bau eines neuen Reaktors. Es ist ein Verlustgeschäft, und trotzdem wollen die Teilhaber verdienen, also werden Arbeiter ausgequetscht. Man spart beim Bauen, und verlängert gleichzeitig die Betriebsgenehmigungen für bestehende Kernkraftwerke. Das erhöht die Unfallgefahr und bedroht Menschen und Umwelt. Es sind zwei Beispiele eines respektlosen Umgangs der Atomenergie und die sie unterstützenden Politik mit den Menschen und der Umwelt. Ich bin für den Wechsel, aber nicht in dem Sinne, dass jetzt einfach grüne Energie in Massen produziert wird. Wir müssen als Konsumenten unsere Mentalität ändern. Ich stand früher wirtschaftlich auf soliden Beinen, hatte aber Probleme mit meinem Gewissen. Heute lebe ich bescheidener, brauche weniger Ressourcen und fühle mich besser.“

zum Weiterlesen:

Flamanville: Schwieriger Neubau








Mensch + Energie

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Energiewende“-Debatten möchten wir einen kritischen Diskussionsbeitrag leisten für all jene, die mehr wissen wollen zum Thema Energie. Und wir möchten einen Beitrag leisten, die tiefen ideologischen Gräben zu überwinden, die Befürworter und Gegner trennen. Denn die Wahrheit wird bei diesem Thema sehr schnell relativ bzw. relativiert, man bewegt sich auf einem Feld, in dem sich Experten, Meinungsmacherinnern, Ideologen, Betroffene, Opfer, Lobbyisten, Politikerinnen und Weltenretter tummeln. Sie alle sollen zu Wort kommen, sie sollen von ihrer Wahrheit erzählen, der Wahrheit des Strahlenopfers ebenso wie jener des Kraftwerkbetreibers, des Befürworters und der Gegnerin.

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