"Wir wissen, was zu tun ist."

Holzschlag in Kamerun. Nötig wären riesige Aufforstungsprogramme, um den Klimawandel zu stoppen. Bild: Ma. Holzschlag in Kamerun. Nötig wären riesige Aufforstungsprogramme, um den Klimawandel zu stoppen. Bild: Ma.

 

Die Hälfte der Menschheit lebt in Gefahrenzonen und wird vom Klimawandel direkt betroffen sein. Dies ist eine Erkenntniss des IPCC (Intergovermental Panel on climate change), der den Teilbericht Impacts, Adaptation and Vulnerability anlässlich einer Pressekonferenz veröffentlicht hat.

Dabei mahnte UNO-Generalsekretär António Guterres eindringlich ein schnelles Handeln an. Die Hälfte aller Klima-Investitionen müsse nun in den Bereich der Anpassung an den Klimawandel fliessen. Der weitaus grösste Teil der Investitionen fliesst aber in die Senkung der Treibhausgase. Dies ist kein Wunder, lässt sich doch mit Elektroautos, Solarkollektoren und Klimazertifikate wunderbar Geld verdienen. Leider haben das die Investoren zu spät erkannt und nun wachsen die Klimaschäden von Jahr zu Jahr. Die Auswirkungen vor allem in verletzlichen Regionen werden drastisch. Selbst bei einer Erwärmung von 1,5 Grad. Nun sieht es eher so aus, als würde sich der Planet um mehr als zwei Grad erwärmen. Zwischen 3,3 und 3,6 Milliarden Menschen werden betroffen sein. Was werden sie tun? Fliehen? António Guterres: „Wir wissen was zu tun ist. Aber nichts tun, treibt den Preis immer weiter in die Höhe. Jede Stimme, die sich nun für echte Massnahmen einsetzt, ist eine wichtige Stimme.“


Eine Frage der Gerechtigkeit
Der, deutsche Ökologe und Klimaforscher Hans-Otto Pörtner, sowie die südafrikanische Städtegeographin Debra Roberts präsentierten den umfangreichen und beunruhigenden Bericht zum Thema Anpassung an den Klimawandel in einer Kurzzusammenfassung. Debra Roberts betonte, man habe nun ein neues Verständnis für das Zusammenspiel zwischen dem Klima, der Biodiversität und des menschlichen Einflusses gewonnen. Konkret könne man besser abschätzen, welche Auswirkungen menschliches Handeln habe und wo die Hotspots sind, wenn es nicht zu einschneidenden Massnahmen kommt. „Deshalb müssen wir auch über Klimagerechtigkeit reden.“ Dies tat von Nairobi in Kenia aus auch Inger Andersen, Chefin des UNO-Umweltprogramms. Sie sagte auch: „Der Klimawandel lugt nicht von der nächsten Strassenecke hervor, er klopft schon an die Türe.“ Laut Andersen sei die Welt schon eher auf dem Weg zu einer Erwärmung von drei Grad als die Ziele von 1.5 Grad zu erreichen. Und dies erhöhe das Unrecht weiter. Während die reichen Länder Schuld am Desaster seien, müssten arme Länder beispielsweise in Afrika mit einer 15-mal grösseren Gefahr leben, an den Folgen des Klimawandels zu sterben. Andersen forderte die Revitalisierung grosser Naturräume als wirksame Adaptionsmassnahme.


Die Uhr langsam zurück drehen
Während bei 1.5 Grad Erwärmung die Zahl der Opfer – so zynisch es klingt – in vertretbaren Grenzen gehalten werden könne, werde der Preis ab zwei Grad immer dramatischer. Und um eine spätere Journalistenfrage gleich vorwegzunehmen: „Ein Stopp bei 1.5 Grad Erwärmung ist kein sicherer Hafen“, betonte Hans-Otto Pörtner. Auch dann schmelzen die Polkappen weiter ab, steigt der Meeresspiegel, werden Inselstaaten unbewohnbar und sinkt die Artenvielfalt.“ Das Ziel müsse es also sein, nach der Erwärmung die Uhr langsam zurückzudrehen. Doch wie kann die Erde dann wieder abkühlen? Debra Roberts ist in ihren Aussagen klar: „Die Natur schafft dies. Wir müssen riesige Flächen schützen oder aufforsten. Naturwälder adaptieren die Erwärmung. In den Wäldern ist sogar eine Waldlandwirtschaft möglich. Dafür gibt es Beispiele.“ Doch zurück zu den Herausforderungen. Die Erwärmung nimmt schneller zu als die Anpassung an den Klimawandel. Die Schere tut sich weiter auf und betroffen sind Menschen in ärmeren Ländern mit schwacher Infrastruktur, wenig Bildung, kaum Zugang zu gutem Trinkwasser, in Meeresnähe oder flachen Regionen oder in trockenen und Bergregionen lebend. Doch zwei Drittel der Weltbevölkerung lebt 2050 in Städten. Auf ihre Anpassung muss ebenfalls ein Augenmerk gerichtet werden. „Nötig sind sowohl natur- wie auch ingenieurbasierte Lösungen“, erklärte Debra Roberts. Der Bericht geht auf über 1500 Seiten durchaus detailliert auf die Risiken der verschiedenen Weltregionen ein und zwar in der Wechselwirkung, wenn die geeigneten Massnahmen zur Stärkung der Widerstandfähigkeit gegen den Klimawandel getroffen werden und wenn nichts passiert. Dank verschiedener Faktoren und Parameter wird deutlich, dass die Ökosysteme global drastischen Veränderungen unterworfen werden, was Auswirkungen auf die Biodiversität, aber auch auf die Landwirtschaft hat. Wie weit sich zum Beispiel Nahrungspflanzen anpassen können, ist noch offen. Im Meer wird beobachtet, dass Fischpopulationen im grossen Stil dem kühleren Wasser folgen.


Anpassung stösst an Grenzen
Es gibt immerhin Regionen, wo der Klimawandel neben negativen Effekten auch vereinzelt positive Effekte beispielsweise in der Landwirtschaft haben kann. Davon ausgeschlossen sind Afrika, der Mittelmeerraum und Inselstaaten. Der Einfluss der Erderwärmung auf das menschliche Leben, die Gesundheit, das Wohlbefinden, die Sicherheit und die Infrastruktur ist allerdings durchwegs negativ und zwar global. Wie Berechnungen zeigen, steigt das Risiko von Katastrophen wie Überschwemmung, Trockenheit, tödlicher Hitze oder heftigen Stürmen mit zunehmender Erwärmung geradezu exponentiell und die Anpassung stösst schnell an Grenzen. Wo man sich noch mit Dämmen gegen die Flut schützen kann ist man nach einer monatelangen Dürre und trockenen Trinkwasserspeichern machtlos. Dass unbewohnbare Weltgegenden ein riesigen Konflikt- und Flüchtlingspotential bergen, liegt auf der Hand. Die Massnahmen, die in den nächsten Jahren getroffen werden, bestimmen das Ausmass, ob die Menschheit dank geeigneten Massnahmen mehr oder weniger resilient, also widerständig gegen den Klimawandel sein wird. Dazu gehören auch bei dem verletzlichen Teil der Menschen in ärmeren Ländern bewohnbare Städte mit Grünflächen, Gesundheitssystem und Bildung für alle, eine funktionierende Nahrungsversorgung und Trinkwassersystem. „Städte müssen inskünftig nicht nur ein Ort für Menschen, sondern auch ein Lebensraum für die Natur sein“, erklärt Debra Roberts. Bereits jetzt sind leider viele Beispiele von missglückter Anpassung an den Klimawandel sichtbar. Etwa, wenn der Damm eines Flusses mit dünnen Brettern erhöht wird. Die halten das Wasser eine Weile zurück, doch dann bricht es durch und alles wird noch schlimmer. „Technische Massnahmen als Anpassung an den Klimawandel müssen Hand und Fuss haben“, erklärt Debra Roberts. „Die ganze Entwicklung ist für Menschen mit Verantwortung, für die Wissenschaft, kurz für ganze Menschheit eine riesige Herausforderung. Wir müssen die Jugend bilden und die Erwachsenen informieren. Dies ist der Schlüssel, um weltweit ehrgeizige Ziele zu erreichen“, schliesst Hans-Otto Pörtner.

IPCC Report Working Group II

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