AKW sind keine Lösung gegen den Klimawandel

Was am Ende übrig bleibt: Atommüll-Retoure (Bild: Fraktion Die Linke im Bundestag, Wiki CCO 2.0) Was am Ende übrig bleibt: Atommüll-Retoure (Bild: Fraktion Die Linke im Bundestag, Wiki CCO 2.0)

Atomkraftwerke sind zu teuer und zu langsam, um sie zur Begrenzung des Klimawandels einzusetzen, so ein Fazit des World Nuclear Industry Status Report 2019. Erneuerbare Energien sind weiterhin weltweit auf dem Vormarsch. Sie scheinen einzig zukunftsfähig, betrachtet man die Frage der atomaren Endlagerung. Kein Land der Welt hat dafür eine echte Lösung und auch die Kosten steigen ständig, so die Bilanz des ersten World Nuclear Waste 2019 mit Fokus Europa. 

 

Der WNSR dokumentiert jährlich die Situation der globalen Atomindustrie, herausgegeben von Mycle Schneider und Anthony Froggatt. Erstmals erschien nun im vergangenen Jahr in Deutschland der nukleare Abfallreport unter dem Dach der Heinrich-Böll-Stiftung, herausgegeben von einem renommierten Wissenschaftlerteam. Weltweit bestehe ein ungelöstes nukleares Müllproblem so die Bilanz. Sie unterstützt die Erkenntnis des WNSR, dass AKW keine Lösung gegen den Klimawandel sein können. Eingeführt wurde dazu die so genannte „Klimaeffektivität“. Dazu eine kurze Begriffsklärung.

 

Klimaeffektivität als neuer Masstab
Den Begriff der Klimaeffektivität nennt Amory Lovins, Wissenschaftler am Rocky Mountains Institute of Colorado. Er ist der Meinung, dass neben der CO2-Bilanz auch Baukosten und -zeit wesentliche Argumente gegen den Klimawandel sind.  Ein weiteres Plus sind sinkende Kosten für Fotovoltaik- und Windenergieanlagen, die  auch im Vergleich zu Kernkraftwerken der neuen Generation klimaeffektiv abschneiden. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie der SES „Klimawandel und Atomkraftwerke“. Entscheidend seien am Ende die Betriebskosten so Lovins. Auch die Schliessung von unrentablen AKWS könne hinsichtlich CO2-Bilanz Sinn machen. Stattdessen sollten die freiwerdenden Betriebsmittel für Alternative Energieformen und Effizienzmassnahmen eingesetzten werden. Projekte mit der besten Klimaeffektivität sollten gefordert werden, meint der Wissenschaftler. Entsprechend empfiehlt er Ausschreibungen für CO2 arme Stromproduktion. 

 

Erneuerbare weiter auf dem Vormarsch
Die Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien scheint weltweit immer mehr Länder und Investoren zu überzeugen: Zumindest sprechen die Investitionen und Wachstumsraten im aktuellen WNSR dafür. 165 GW betrug der Anteil der Erneuerbaren an der weltweiten Energieversorgung 2018,  im Vorjahr waren es 157 GW gewesen. Die nuklearen Mehr-Kapazitäten lagen bei 9 GW im Vergleichszeitraum und erreichten eine Gesamtproduktion von 370 GW. Weltweit wuchs die Energie aus Windkraft um 29%, Solartechnik um 13% und Atomkraftwerken um 2,4%. Bei den Investitionen wird der Trend endgültig augenfällig. 273 Milliarden $ wurden für Erneuerbare ausgegeben, während die Ausgaben für neue Atomkraftwerke bei 33 Milliarden $ lagen. Selbst China, grösster Investor für Atomkraft, investiert mehr Geld in Erneuerbare. Unter anderem hängt das damit zusammen,  dass Wind- und Solarenergie im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts ständig günstiger wurden. Am eindrücklichsten ist das Szenario im Bereich der Solarkraft, die Kosten sanken um 88%.

 

Stilllegung lässt auf sich warten
Zum zweiten Mal dokumentiert der WNSR 2019 auch der Zustand der Schliessungen und des Rückbaus. Gerade mal 19 AKW weltweit wurden gänzlich stillgelegt, während bisher nur 10 von ihnen in grüne Wiese umgewandelt werden konnten. Dagegen stehen 162 bereits geschlossene AKW in verschiedenen Stadien der Stilllegung. Anhand von Fallstudien in einzelnen zeigt der WNSR die erheblichen Kosten des Rückbaus von Nuklearen Kraftwerken. Nicht nur die Kosten auch die Frage der Endlagerung sind nach wie vor ungelöst. Den Ausmassen des nuklearen Abfalls in Europa widmet sich erstmals der World Nuclear Waste Report 2019 mit Fokus Europa. Verfasst wurde er von einem internationalen Expertenteam mit finanzieller Unterstützung von Protestinitiativen aus dem Wendland, der Heinrich Böll Stiftung, dem BUND, schweizerischen Atom-Inis unter Federführung der Grünen im Europäischen Parlament.  Ausführlich hat sich unser Redaktor Martin Arnold im Artikel "Ein unerwünschtes Geschenk für künftige Generationen" mit dem Report beschäftigt.

 

Auch Atommüll als unkalkulierbares Risiko
In sieben Kapiteln kommen die Experten zu diesen Schlussfolgerungen: Mehr als 70 Jahre nach dem Beginn des Atomzeitalters hat kein Land der Erde ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Brennstäbe. Einzig Finnland baut zurzeit an einem dauerhaften Lager für den gefährlichsten aller Nuklearabfälle. Gegenwärtige Regierungen weltweit präferieren das geologische Tiefenlager. Die Verantwortlichen Behörden stehen angesichts des wachsenden nuklearen Mülls unter dem Druck, das Management für Zwischen- und Endlagerung weiter zu forcieren und zu verbessern. Ende 2016 waren Frankreich, Grossbritannien und Deutschland Europas grösste Produzenten von nuklearem Abfall. Allein in Europa seien 60.000 abgebrannte Brennstäbe in Zwischenlagern untergebracht, die aber nicht für eine dauerhafte Aufbewahrung geeignet sind. Trotz Ausstieg wächst der Müll in Deutschlang  durch den Abriss der Meiler weiter an. So stossen auch die vorhandenen Zwischenlager immer mehr an die Grenzen. Die Umwelt- und Gesundheitsrisiken des nuklearen Abfalls sind beträchtlich. Fast jedes Land der Erde behauptet, die Verursacher für die Kosten der Verschmutzung, Rückbau und Endlagerung in die Verantwortung zu nehmen. Tatsächlich jedoch versagen die Regierungen darin, das Verursacher -Prinzip konsequent anzuwenden. Bisher nicht ansatzweise gelöste Herausforderungen bergen unkalkulierbare, logistische, technologische und finanzielle Risiken.

 

Links:

WNSR 2019

World Nuclear Waste Report 2019

Medienmitteilung der SES über den WNSR 2019

Medienmitteilung von "ausgestrahlt" über den world nuclear waste report

 

 


 

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  • Mit seinem Film „Katanga Business“ von 2009 vermittelt der belgische Regisseur Thierry Michel nicht nur einen Einblick in die gegenwärtige Situation der Rohstoffförderung in Katanga, sondern verdeutlicht auch die eigentlichen Aufgaben eines Dokumentarfilmers – Dokumentieren statt Kommentieren.

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