«Sie waren Hooligans.»
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- Geschrieben von Urs Fitze
Es sind erschütternde Berichte, die nach dem Abzug der russischen Truppen aus der Sperrzone in Tschernobyl eintreffen. Vasily Davidenko, der als Ranger im zum Nationalpark geadelten Sperrgebiet arbeitet, berichtet im «Guardian». Wie Hooligans hätten sich die jungen, sibirischen Soldaten verhalten, die sich zuerst auf einer Art Betriebsausflug wähnten, um dann, als sie auf entschlossenen Widerstand mit vielen Angriffen aus dem Hinterhalt stiessen, sich zunehmend an der Zivilbevölkerung zu vergreifen. «Sie erwarteten Salz und Brot, das traditionelle ukrainische Begrüsszungsgeschenk. Stattdessen wurden sie mit Feuer und Schwert empfangen,» erzählt ein ukrainischer Soldat. 1700 militärische Fahrzeuge hätten sie am zweiten Tag der Invasion, dem 25. Februar, gezählt, berichtet Davidenko, dazu seien die tief fliegenden Helikopter gekommen. Sie hätten die Koordinaten der Truppenbewegungen an die ukrainische Armee übermittelt. Dann gingen die Durchsuchungen los, Verhaftungen und Verschleppungen, von manchen habe man nie mehr etwas gehört. In den besetzten Dörfern rund um die Sperrzone seien viele Einwohner in die Wälder geflohen, während ihre Häuser verwüstet wurden. Am 31. März war der Spuk vorbei. In Tschernobyl laufen die Auräumarbeiten. In den Verwaltungsgebäuden und Laboren herrscht ein Bild der Verwüstung, die Ausrüstung wurde gestohlen, noch immer fliesst kein Strom. Die Internationale Energieagentur IAEA plant derweil eine Mission zur Schadenserhebung und -behebung.