Lasst es drin
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- Geschrieben von Urs Fitze
Die Covid 19 – Pandemie mit ihren weltweiten Lockdowns hat gezeigt, dass Einschränkungen in Wirtschaft und Alltag die CO2-Emissionen signifikant reduzieren – weltweit um 17 Prozent im Frühjahr 2020, in Staaten wie den USA, Indien oder einigen europäischen Ländern waren es bis zu 50 Prozent. Abgeschaltet wurden dabei vor allem besonders klimaschädliche Kohlekraftwerke. Es hätte eine Chance sein können, den Ausstieg zu beschleunigen. Doch statt die heruntergefahrenen Kohlekraftwerke ganz stillzulegen oder zumindest deren Laufzeit zu beschränken, wird die Produktion nun wieder hochgefahren und in vielen Teilen der Welt gar noch gesteigert. Für 2021 rechnet die britische Beratungsfirma Global Data mit einem Anstieg der Kohleförderung um 3,5 Prozent, und auch in den nächsten Jahren dürfte es mit leicht reduziertem Tempo weiter nach oben gehen. Von 8,8 Milliarden Tonnen 2025 ist die Rede. Der Schwerpunkt der Förderung liegt in Asien. Mit Kohle wird rund 40 Prozent des weltweiten Strombedarfs gedeckt. Doch die fossilen Brennstoffe müssten eigentlich grösstenteils im Boden belassen werden, will man das 1,5 Grad – Ziel noch erreichen. Das zeigen die Berechnungen einer Forschergruppe. Das Team um Dan Welsby vom University College London kommt im Fachjournal Nature zum Schluss, dass knapp 60 Prozent der Öl- und Gasreserven im Boden belassen werden müssen, bei der Kohle sind es sogar 89 Prozent. Dann läge die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass das Klimaziel geschafft wird. Noch 2015 war man in einer ähnlich gelagerten Studie, allerdings mit dem Klimaziel von zwei Grad, auf wesentlich tiefere Werte gekommen. Die Wirklichkeit dürfte ganz anders aussehen, wie die weiter steigende Kohleförderung zeigt.