Finnische Anwohner befürworten AKW-Bauprojekt mit Russland

geschrieben von  Elena Camillo, Manuela Ziegler

Finnlands Abhängigkeit vom großen Nachbarn in Sachen Energie wächst. Dennoch spricht sich die betroffene Bevölkerung für den Bau des Atomkraftwerks Hanhikivi-1 aus. Das Land setzt damit die bestehende Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom fort. 

Seit zehn Jahren lässt der finnische Nuklearkonzern Fennovoima jährlich Umfragen zum geplanten Atomkraftwerk Hanhikivi-1 im Norden Finnlands durchführen. Die 850 zufällig ausgewählten Personen stammen aus der betroffenen Gemeinde Pyhäjoki und naheliegender Gebiete. Rund drei Viertel der telefonisch Befragten sprachen sich 2017 für das Großbauprojekt aus. Das sind noch mehr als im Vorjahr 2016. Damals waren etwas mehr als 67 Prozent der befragten Einwohner dafür und 62 Prozent der umliegenden Bevölkerung, wie das Nuklearforum Schweiz bekannt gab. Die dünn besiedelte Region Pyhäjoki ist seither vor allem ein Naturparadies. Durch die Investitionen für das Großbauprojekt wird ein bemerkenswerter Schub für die nationale Wirtschaft, wie auch die Region erwartet. Im Land insgesamt halten sich Atomkraftbefürworter und –gegner die Wage. Doch der Ausbau der Atomenergie ist beschlossene Sache.

Baubewilligung steht noch aus

Grünes Licht für den Bau von Hanhikivi-1 gibt es von staatlicher Seite schon seit 2014. Doch die Baugenehmigung für den Betreiber Fennovoima zieht sich hin und wurde neu für 2019 angesetzt. Die Entwicklungsarbeiten des russischen Partners und staatlichen Atomkonzerns Rosatom hätten sich verzögert, hiess es in einer Stellungnahme. Das Bewilligungsgesuch für einen Druckwasserreaktor reichte Fennovoima bereits 2015 beim zuständigen Ministerium ein. Es handelt sich um einen 1200 Megawatt Druckwasserreaktor der neuesten Generation vom russischen Typ AES-2006. Der zuständigen Strahlenschutzbehörde STUK wurden erforderlichen Dokumente in den vergangenen zwei Jahren nicht vorgelegt. Rosatom schickte 100 zusätzliche Fachleute nach Finnland, um die Arbeiten zu beschleunigen. 2024 soll der Reaktor ans Netz gehen und hält sich laut Angaben der finnischen Reaktorsicherheitsbehörde streng an die Normen der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO).

Noch stärker an russische Atomenergie gebunden

Hanhikivi-1 ist bereits die zweite finnisch-russische AKW -Kooperation, neben dem bestehenden Loviisa. Der russische Staatskonzern Rosatom ist auf den Bau und Betrieb von Anlagen im Ausland spezialisiert. Aktuell laufen 34 Projekte weltweit. Russland bindet auf diese Weise seit Jahren Länder über den Energiesektor an sich. In finnischen Politikkreisen wird die Zusammenarbeit nicht einhellig begrüsst. Die Lizenzvergabe 2014 wurde mit zehn zu sieben Gegenstimmen beschlossen. Bedingung war, dass mindestens 60 Prozent der Anteile Fennovoimas in finnischem Besitz bleiben. 34 Prozent hält schon jetzt ein Tochterunternehmen von Rosatom. „Die Zusammenarbeit mit Rosatom trägt den strategischen Interessen des Landes keine Rechnung, weil die Abhängigkeit Finnlands von russischer Energie noch stärker wird“, kritisierte seinerzeit der Grünen-Politiker Ville Niinisto die Lizenzvergabe. Das AKW Loviisa liefert bisher zehn Prozent finnischen Atomstroms. Dessen Anteil an der gesamten Stromproduktion des Landes liegt zurzeit bei etwas mehr als einem Drittel.

Links:

Nuklearforum Schweiz über die langjährige Befragung der Anwohner über Hanhikivi-1

Nuklearforum Schweiz über die verspätete Baugenehmigung von Hanhikivi-1

Sputnik News über die Baugenehmigung des AKW Hanhikivi-1

 

The Magic of the Atom (1955)

  • Propagandafilm aus dem Jahr 1955, der das Leben in der Nähe von atomaren Anlagen als modern und zukunftsgerichtet preist, die radioaktive Gefahr sei in jeder Hinsicht im Griff. https://archive.org/details/MagicOfTheAtomPowerUnlimited1955

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  • Kernspaltung

    Neutronen können mit schweren Atomkernen reagieren. Dabei kann das Neutron eine Kernspaltung auslösen. Der Atomkern zerbricht in zwei Teile, vergleichbar einem sich auftrennenden Tropfen, unter Freisetzung von Neutronen, radioaktiver Strahlung und großer Hitze. Die freigesetzten Energiemengen sind gigantisch und übertreffen bei Uran-235 jene, die bei der Verbrennung von Kohlenstoff entsteht, um das 2,5-Millionenfache.

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