Um die Treibhausgasemissionen in Zukunft niedrig zu halten, ist der Ausbau der E-Mobilität unumgänglich. Sie mag noch keinen grossen Anteil am Schweizer Automarkt ausmachen, trotzdem sind erste Fortschritte auszumachen. Der Marktanteil an reinen Elektrofahrzeugen machte 2020 acht Prozent aus, was doppelt so viel wie im Vorjahr ist. Insgesamt ist jedoch nur jedes fünfzigste Auto in der Schweiz elektrisch oder hybrid. Die Zunahme ist anhängig vom Ausbau der Ladeinfrastruktur, politischen Entscheiden und vom Modellangebot. Aus letzterem gehen immer praktischere und fortschrittlichere Modelle hervor. Eines davon ist der IONIQ 5 von Hyundai. In der Testfahrt nehme ich seine Fertigkeiten unter die Lupe.
Zuerst zwingt mich der Lastwagenfahrer im engen Onsernone-Tal zu einer riskanten Rückwärtsfahrt, und das mit forschem Tempo, weil er so tut, als hätte er es besonders eilig. Die Fahrt endet beinahe im Felsen, doch beim Vorbeiquetschen hält der LKW auf Fahrerhöhe an, der Chauffeur kurbelt das Fenster herunter und brüllt. „Super Auto. Das kauf ich mir auch.“ Tatsächlich. Mit dem IONIQ 5 bietet Hyundai ein Elektroauto an, dass das Bedürfnis nach viel Material und Knautschzone befriedigt, ohne gleich die aerodynamischen Nachteile eines reinen SUV in Kauf nehmen zu müssen. Dieser Autotyp wird CUV genannt, was soviel wie Crossover Utility Vehicle heisst und eine Mischung aus Sportcoupé und SUV ist. Das macht das Auto auch zu einem familientauglichen Fahrzeug. Deshalb ist es logisch, dass das Fahrzeug die Leserwahl der Deutschen Fachzeitschrift Auto/Strassenverkehr zum Familienauto des Jahres 2022 gewonnen hat.
Mit seiner Form, seiner Kraft und seiner Ausstattung könnte der IONIQ 5 eher eine Konkurrenz für Tesla als beispielsweise für den Renault Zoe werden. Für Leute, die umweltbewusst elektrisch fahren wollen und gleichzeitig nicht so viel Gewicht transportieren möchten und deshalb auf SUV verzichten, hat die südkoreanische Marke mit dem IONIQ eine Alternative im Angebot. Der IONIQ 5 ist ein komfortables Auto, das breite Bedürfnisse abdeckt, auch punkto Sicherheit. Vor allem aber: Das Auto verfügt über Batteriegrössen von 58 bis 77 kWh, was bei einer sparsamen Fahrweise und dem Verzicht auf temperierendes Gebläse bei vollen Batterien eine Reichweite zwischen gegen 400 und 500 Kilometern ergibt. Deshalb auch gleich ein kleiner Kritikpunkt: In der Grundeinstellung springt sofort die Lüftung an, die je nach Jahreszeit heizt oder kühlt und Energie verbraucht. Es gibt immer noch genug Autofahrer, die dies mit einer Fensteröffnung regulieren. Für die Fahrerinnen und Fahrer ist das Head-up-Display ein echter Gewinn. Allerdings verfügen immer mehr Neuwagen darüber. Trotzdem ist es angenehm, tatsächliche und erlaubte Geschwindigkeit im Strassenblickfeld zu haben. Besonders gut beim Hyundai sind die Kamerasensoren, die beim Abbiegen den sonst toten Winkel auf dem Display anzeigen, aber auch die Seitenspiegel, die auf der Autobahn mit einem Dreieck im Ausrufezeichen vor heranbrausenden Autos warnen. Die Warnung erscheint zusätzlich im Head-up-Display. Der Spurhalteassistent interveniert manchmal ein bisschen heftig, wenn man eine Kurve schneiden möchte und ist deshalb gewöhnungsbedürftig. Der Wagen ist mit vielen Sensoren ausgestattet und die Warnungen sind beim Parkieren auch hilfreich. Dass hohes Gras allerdings ungefährlich ist, wissen die Sensoren beziehungsweise das informationsverarbeitende Programm offensichtlich nicht. Die erwähnte im Head-up-Display aufscheinende erlaubte Geschwindigkeit, die gleich neben der effektiven Geschwindigkeit steht, zieht manchmal die Aufmerksamkeit etwas stark auf sich und es könnte vergessen gehen, dass auch hier Fehler passieren können. So erschien bei der Durchfahrt in Teufen AR von St. Gallen herkommend als erlaubte Geschwindigkeit 80 und auf dem Rückweg an gleicher Stelle 30. Effektiv erlaubte Geschwindigkeit ist aber 50.
Insgesamt aber ist der IONIQ 5 in Bezug auf den Preis und dem, was er bietet ein empfehlenswertes Auto. Auch wenn der Kofferraum nicht ganz so gross ist, wie er von aussen wirkt, zumal der Koffer mit dem vielen Steckern und Aufladekabeln eine Notwendigkeit ist, aber etwas Raum einnimmt.
