Aufholjagd von Wind und Sonne in der EU – aber es muss noch viel schneller gehen

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Ob man in 30 Jahren von einer europäischen Zeitenwende sprechen wird? Jedenfalls, melden die Think Tank Agora Energiewende und Ember, haben im vergangenen Jahr die erneuerbaren Energien Wind, Sonne und Wasser die fossilen Brennstoffe als wichtigste Energiequelle zur Stromerzeugung verdrängt. Auch der nukleare Anteil ist stark rückläufig. Das darf man durchaus historisch nennen. Doch es geht bei weitem nicht schnell genug.

38 % des Stromes in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr aus Wind, Wasser oder Sonne gewonnen worden. Damit haben die Erneuerbaren erstmals in der modernen Geschichte die fossilen Brennstoffe überflügelt, die noch 37 Prozent erreichten. Noch vor zehn Jahren lag deren Anteil bei knapp 50 Prozent. Das COVID 19 – Virus spielte wegen der um rund vier Prozent gesunkenen Stromnachfrage bei dieser Zeitenwende auch eine Rolle. Diese sei aber vergleichsweise gering. Die treibenden Kräfte dieser Entwicklung sind der Wind und die Sonne. Seit 2015 gehen die Zuwächse im erneuerbaren Sektor ausschliesslich auf diese neuen Erneuerbaren Energien, im vergangenen Jahr lag das Wachstum beim Wind bei neun und bei der Sonne bei 15 Prozent. Zusammen lag deren Anteil bei einem Fünftel. Dabei war das Tempo des Ausbaus, COVID 19 – bedingt, sogar etwas gebremst. Denn die Stromnachfrage ging um vier Prozent zurück. Die Kohleverstromung sank um ein Fünftel, seit 2015 gar um die Hälfte. Die stark gesunkene  Kohlestrom-Produktion lag im letzten Jahr an der COVID 19 – bedingten, gesunkenen Nachfrage und an den gestiegenen Preisen für Emissionszertifikate. Die neuen Erneuerbaren haben etwa die Hälfte  des Kohlestromes ersetzt. Nachdem die Stromnachfrage schon in diesem Jahr wieder deutlich anziehen dürften, müssen Wind und Sonne nochmals kräftiger zulegen, wenn die Kohle nicht ein Comeback feiern soll.

Gas profitiert, wahrscheinlich nur auf dem Papier, als sauberste fossile Energie von den teureren Emissionszertifikaten für die fossile Konkurrenz und ist zur günstigen Energiequelle im fossilen Bereich geworden. Deshalb ist die Nachfrage nur um vier Prozent gesunken. Gas hat seit 2015 43 Prozent der gesunkenen Kohlenachfrage aufgefangen. Insgesamt ist die europäische Stromproduktion innerhalb eines halben Jahrzehnts um 29 Prozent sauberer geworden. Die Energieintensität pro produzierte Kilowattstunde sank von 317 Gramm CO2 auf 226 Gramm.

Stark rückläufig ist auch die Produktion der AKW’s. Sie ging 2020 um zehn Prozent zurück, der stärkste Rückgang seit 1990. Er fiel damit auch höher aus als im Jahr 2011, als Deutschland nach den Super-Gau’s von Fukushima die Atomkraftwerke vorübergehend ganz stilllegte. Verantwortlich dafür zeichneten einerseits die Ausfälle von AKW’s in Frankreich, Schweden und Belgien, anderseits die Abschaltung von AKW’s in Deutschland (Philippsburg, Dezember 2019), und Ringhals 1 in Schweden. Mit dem bereits beschlossenen Atomausstieg in Deutschland (2022), Belgien (2025), Spanien (2025) und der Halbierung der Produktion in Frankreich (2025) wird der Atomstrom in der EU weiter stark an Bedeutung verlieren.

verdreifachung

Es braucht eine Verdreifachung des jährlichen Zubaus an Wind- und Solaranlagen, um die Klimaziele der EU bis 2030 zu schaffen.

 

Auch deshalb müssen Wind und Sonne weiter gewaltig zulegen, um diese Ausfälle zu kompensieren. Dazu kommt, dass die Elektrizitätsnachfrage mit der steigenden Zahl von Elektroautos und der Elektrifizierung der Wärmeversorgung und vieler energieintensiver Industrien gewaltig zulegen wird. Und es gibt natürlich das Bekenntnis der EU-Mitgliedsstaaten, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent zu reduzieren. Das ist nur mit erneuerbaren Energien zu schaffen. Die 51 Terrawattstunden im Jahr 2020 waren zwar kein Rekord, aber sie lagen dennoch deutlich über dem Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts von 38 Terrawattstunden. Doch das reicht bei weitem nicht. Um auf Kurs zu bleiben, muss die Produktion im Jahresdurchschnitt um rund 100 Terrawattstunden ausgeweitet werden. Die aktuellen Klimapläne der Mitgliedsstaaten reichen dafür noch nicht aus. Denn damit sind nur 72 Terrawattstunden zu schaffen. Die Herausforderungen bleiben also gewaltig.

Mensch + Energie

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Energiewende“-Debatten möchten wir einen kritischen Diskussionsbeitrag leisten für all jene, die mehr wissen wollen zum Thema Energie. Und wir möchten einen Beitrag leisten, die tiefen ideologischen Gräben zu überwinden, die Befürworter und Gegner trennen. Denn die Wahrheit wird bei diesem Thema sehr schnell relativ bzw. relativiert, man bewegt sich auf einem Feld, in dem sich Experten, Meinungsmacherinnern, Ideologen, Betroffene, Opfer, Lobbyisten, Politikerinnen und Weltenretter tummeln. Sie alle sollen zu Wort kommen, sie sollen von ihrer Wahrheit erzählen, der Wahrheit des Strahlenopfers ebenso wie jener des Kraftwerkbetreibers, des Befürworters und der Gegnerin.

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