Anonym, hoher Staatsbeamter in Japan

„Die Bevölkerung ist gleichgültig“

n.n. hat ein hohes Staatsamt in Japan inne. Er möchte nicht namentlich genannt werden.

»Die Nuklearindustrie in Japan war bis zur Katastrophe von Fukushima ein geschlossener Zirkel. Wer aufmuckte, war schnell weg vom Fenster. Das war, neben den baulichen Mängeln, sicher einer der Hauptgründe für die Unfälle im Kernkraftwerk. Seither haben wichtige Reformen gegriffen. Es gab eine Neuorganisation der Ministerien, einige Posten wurden zusätzlich geschaffen. Ich bin politisch unabhängig und habe für die Regierungen beider politischer Lager gearbeitet.
Die Haltung der japanischen Bevölkerung zur Atomenergie ist ambivalent. Das zeigt sich etwa in der Nähe der Reaktoren, wo einerseits große Skepsis herrscht, anderseits auch das Lied ›Wes Brot ich ess, des Lied ich sing‹ angestimmt wird. Die Bevölkerung in den großen Städten gibt sich weitgehend gleichgültig. In Japan lässt man das Licht brennen, man geht einfach davon aus, dass elektrische Energie jederzeit und quasi unendlich verfügbar ist. Man gibt sich zwar offen gegenüber erneuerbaren Energien und will diese auch fördern, die Bereitschaft zur Einschränkung oder gar zum Verzicht gibt es aber praktisch nicht.
Die Industrie hat sich auf diese Haltung eingeschossen. Man sagt, der Verzicht auf AKWs sei durchaus machbar, hofft aber insgeheim, dass es bei der ursprünglichen Nuklearpolitik bleibt, die vor Fukushima so aussah: Bis 2050 soll die Hälfte des Strombedarfs aus nuklearen Quellen gedeckt werden. Daran glaubt nach Fukushima niemand mehr. Ich selbst rechne einerseits damit, dass die meisten derzeit stillgelegten Reaktoren über kurz oder lang wieder hochgefahren werden. Auf längere Sicht erwarte ich andererseits den Ausstieg. Die Frage ist im Prinzip nur, wann dies der Fall sein wird. Entscheidend ist, dass jetzt klare Ziele gesetzt werden. Eine Rückkehr zur früheren Atompolitik halte ich für ausgeschlossen. Spätestens 2050 wird es keine Atomenergie in Japan mehr geben.«

Kashiwazaki Kariwa, das grösste Atomkraftwerk der Welt (Bild: Triglav)

 

Lesen Sie den Hintergrund über die Atompolitik der japanischen Regierung

 

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Vor dem Hintergrund der aktuellen „Energiewende“-Debatten möchten wir einen kritischen Diskussionsbeitrag leisten für all jene, die mehr wissen wollen zum Thema Energie. Und wir möchten einen Beitrag leisten, die tiefen ideologischen Gräben zu überwinden, die Befürworter und Gegner trennen. Denn die Wahrheit wird bei diesem Thema sehr schnell relativ bzw. relativiert, man bewegt sich auf einem Feld, in dem sich Experten, Meinungsmacherinnern, Ideologen, Betroffene, Opfer, Lobbyisten, Politikerinnen und Weltenretter tummeln. Sie alle sollen zu Wort kommen, sie sollen von ihrer Wahrheit erzählen, der Wahrheit des Strahlenopfers ebenso wie jener des Kraftwerkbetreibers, des Befürworters und der Gegnerin.

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