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Fukushima: Es gibt allen Grund zur Besorgnis

geschrieben von  Urs Fitze

Sechs Jahre nach der Katastrophe von Fukushima sind die entscheidenden Fragen zur Ursache nach wie vor unbeantwortet. Und nur eine kleine Minderheit der Evakuierten will zurückkehren, schreibt Yukio Yamaguchi, Vize-Direktor des Citizens' Nuclear Information Center (CNIC) in einem Beitrag.

Zu drei Kernschmelzen war es nach dem 11. März 2011 gekommen, als eine gigantische Flutwelle, ausgelöst von einem der stärksten Seebeben der Geschichte, das Gelände des Atomkraftwerkes Fukushima-Daiichi überflutet und die Notstromreaktoren ausser Betrieb gesetzt hatte. Doch nach wie vor seien viele Fragen ungeklärt, etwa jene nach der Ursache der Wasserstoffexplosion, die das Gebäude des ersten Kraftwerkblockes zerstörte. Im zweiten Reaktorgebäude, dessen Hülle unversehrt blieb, habe ein Suchroboter im Reaktorkern extrem hohe Strahlenwerte über 600 Sievert / pro Stunde (etwa 600'000fache des Jahresgrenzwertes) gemessen, und die grosse Streuung der Messwerte zwischen 20 und 600 Sievert pro Stunde lasse auf ein grosses Chaos schliessen - der Rückbau werde sich fast mit Sicherheit erheblich verzögern. Zu grosser Besorgnis geben auch winzige Staubkörnchen Anlass, die in bis zu 170 Kilometer Entfernung des Kraftwerkes im Boden und im Wasser gefunden werden. Sie enthalten neben Cäsium eine ganze Reihe von Elementen und sind hoch radioaktiv. Sechs Jahre nach der Katastrophe seien etwa vom freigesetzten Cäsium-137 mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren noch 87 Prozent der Strahlung vorhanden. Da erstaune es schon, wenn die Regierung verkünde, in 57 Kommunen sie die Dekontamination abgeschlossen: "Wo ist das Cäsium-137 hin?" Es könnte nicht verwundern, wenn nur gerade 16 Prozent der evakuierten Bevölkerung zur Rückkehr bereit seien. Derweil würden den 15'000 Menschen, die aus freien Stücken abgewandert seien, das Recht auf eine Gratis-Unterkunft abgesprochen, "obwohl es dafür keine rationale Begründung gibt." Der von den Behörden für die verstrahlen Gebiete dauerhaft festgelegte Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr (das Zwanzigfache des international üblichen Wertes) sei nur für akute Krisen gedacht, wenn es keine anderen Massnahmen mehr gebe.