In keinem anderen Land der Welt hat der Super-GAU von Fukushima den Atomausstieg so beschleunigt wie in Deutschland. Schon Ende nächstes Jahr werden die letzten drei von 2011 noch 17 AKW’s abgeschaltet. Der Think-Tank Agora Energiewende zieht eine Zwischenbilanz. Das Fazit: Es wurde erstaunlich viel erreicht. Es gab weder Stromlücken noch -blackouts, es kam zu keinem Kohleboom, erneuerbare Energien haben den Wegfall des Atomstroms um mehr als Doppelte kompensiert. Aber es gibt noch viel mehr zu tun.

Im dritten und letzten Teil unsere Serie „Frei messen – ja oder nein?“ erörtern wir den konventionellen Rückbau von AKWs in Deutschland und stellen Alternativen vor. Doch solange die Atomindustrie mitregiert, wird ein Umdenken wohl kaum möglich sein.

Die Schweizer AKW-Betreiber legen Geld zurück die Stillegung der fünf Atomkraftwerke und die Endlagerung der radioaktiven Abfälle. Denn es gilt das Verursacherprinzip. Die Höhe dieser Beiträge wird alle fünf Jahre neu berechnet. Bei allen Unwägbarkeiten gibt es eine Konstante: Es wird immer teurer.

Der Friedensnobelpreis an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ist der sechste Versuch des fünfköpfigen norwegischen Komitees, die internationale Aufmerksamkeit auf das Risiko des schrecklichsten aller Kriege zu lenken. Und auf die einzige realistische Möglichkeit, dieses zu senken: Miteinander reden.

Der Feststoff-Physiker Hiromichi Umebayashi kündigte 1980 seine Professorenstelle in Tokio. Seither engagiert er sich für ein atomwaffenfreies Nordostasien. Jetzt erhält er für seine Verdienste den Nuclear-Free Future - Award. Im Interview plädiert er für ein schrittweises Vorgehen und multilaterale Gespräche, um dem Ziel näherzukommen.

Südkoreas neu gewählter Präsident, der linksliberale Moon Jae-In, macht Ernst mit seiner Ankündigung einer Energiewende. Nachdem er schon kurz nach seiner Wahl angesichts horrender Feinstaubbelastungen die befristete Abschaltung der acht ältesten Kohlekraftwerke des Landes verfügt hatte, kündigt er nun den Atomausstieg an. Es wird angesichts der extremen, in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Abhängigkeit von Kohle- und Atomstrom sehr lange dauern.

Die Tage des 1977 in Betrieb gegangene Atomkraftwerkes Fessenheim im Elsass sollten eigentlich gezählt sein. Die rechtlichen Voraussetzungen für eine vorzeitige Abschaltung der beiden notorisch störungsanfälligen Reaktoren sind erfüllt. Doch es gibt im Verwaltungsrat der Betreiberin EDF erhebliche Widerstände. Ihm steht ein faktisches Vetorecht zu. Eben hat das Gremium die endgültige Zustimmung erneut hinausgeschoben. Man hofft auf einen neuen, atomfreundlichen Präsidenten.

Medien

Die Atomausstiegs-Initiative der Schweizer Grünen ist an der Urne gescheitert, erzielte mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 46 Prozent aber einen Achtungserfolg. Sie hatte ein Abschalten der fünf Atomkraftwerke nach einer Laufzeit von 45 Jahren verlangt. Das Thema ist damit noch nicht vom Tisch. Voraussichtlich im nächsten Jahr dürfte es an der Urne um die Frage gehen, ob die AKW’s unbefristet weiterlaufen dürfen und ob Neubauten verboten werden.

Am 27. November stimmt die Schweizer Bevölkerung über die «Atomausstiegs-Initiative» ab, die ein Abschalten der Atomkraftwerke nach 45 Jahren verlangt. Danach müssten 2017 drei der fünf Meiler stillgelegt werden. Der SVP-Nationalrat Christian Imark (Contra, rechts) und Kaspar Schuler (Pro, links), Geschäftsleiter der Allianz Atomausstieg, kreuzen die verbalen Klingen.

Schon zum achten Mal ist die Schweizer Bevölkerung an die Urnen gerufen, um über ein Atomthema abzustimmen. Sechsmal siegten bisher die Gegner, einmal, als es um ein zehnjähriges Moratorium für den Bau neuer Atomanlagen ging, die Befürworter. Ein totales Verbot, sei es von Atomwaffen oder Atomkraftwerken, scheiterte bislang stets. Ziviler Ungehorsam verunmöglichte 1975 den Bau des Atomkraftwerkes Kaiseraugst.

Österreich war nach Irland (1970) das zweite Land der Welt, das nach einem Volksentscheid 1978 auf Atomstrom verzichtete. Buchstäblich in letzte Minute wurde damit die Inbetriebnahme des schon fertig gebauten AKW Zwentendorf verhindert. Das Land ist gut damit gefahren.

In Deutschland, wo noch im Jahr 2000 19 Atomkraftwerke 30,6 Prozent zur Elektrizitätsproduktion beitrugen, geht spätestens Ende 2022 das letzte AKW vom Netz. Vor allem Windräder und Solarpanels werden sie ersetzen. Schwer zu schaffen macht den Nachbarländern der nicht funktionierende Emissionshandel. Er befeuert der den Weiterbetrieb von deutschen Kohlekraftwerken.

Die Schweizer Bombe

  • Vor 70 Jahren hatte der damalige Ständerat und spätere Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen die Ächtung der Atomwaffen verlangt, deren Nutzung für friedliche Zwecke aber befürwortet. Im Geheimen hatte die Schweizer Regierung aber schon kurz nach Kriegsende die «Schaffung einer schweizerischen Uran-Bombe» vorangetrieben – die «Studienkommission für Atomenergie» unter Vorsitz des Kernphysikers Paul Scherrer fasste den entsprechenden Auftrag, von dem auch im Parlament niemand wusste. In den Jahren 1953 – 1955 wurden im Rahmen einer geheimen Vereinbarung zehn Tonnen Uran aus Belgisch-Kongo geliefert. Die Hälfte davon lagerte im Forschungsreaktor Diorit in Würenlingen – dem Sitz des heutigen Paul Scherrer – Institutes – als Rohstoff für die Atomwaffenfertigung. 1958 wurde diese Politik offiziell. «In Übereinstimmung mit unserer jahrhundertealten Tradition der Wehrhaftigkeit ist der Bundesrat deshalb der Ansicht, dass der Armee zur Bewahrung der Unabhängigkeit und zum Schutze unserer Neutralität die wirksamsten Waffen gegeben werden müssen. Dazu gehören Atomwaffen», hiess es in einer Erklärung des Bundesrates. Inoffiziell sollte solange auf den Bau verzichtet werden, als dass keine anderen Mächte als die USA, Sowjetunion und Grossbritannien darauf setzten. Vor allem die deutschen Bombenpläne wurden argwöhnisch verfolgt. In den kommenden Jahren wurden geheime Aufrüstungspläne ausgearbeitet, auch Atombombentest waren dabei vorgesehen. Die Schweiz sei in der Lage, binnen von vier Jahren eine Atombombe zu entwickeln, das Know-How und das Geld seien vorhanden, hiess es damals im Militärkreisen. Erst mit Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages im November 1969 waren diese Makulatur. An der Option wurde indes grundsätzlich weiter festgehalten, auch wenn der Atomwaffensperrvertrag 1977 ratifiziert wurde. Die Nachfolgeorganisation der Studienkommisson für Atomenergie, der Arbeitsausschuss für Atomfragen, wurde erst 1988 aufgelöst. Seit 1995 trägt die Schweiz mit der Zustimmung zur unbefristeten Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages und zum Atomteststoppabommen die internationalen Bemühungen für ein Ende der Atomwaffen mit. Im Februar 2016 wurden 20 kg waffenfähiges Plutonium, das sich seit über 50 Jahren im Schweizer Besitz befand, in die USA transportiert.


Strommix in Deutschland, der Schweiz und Österreich 2014

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Im Innern des nie in Betrieb gegangenen AKW Zwentendorf

11turbine.jpg 12schaltzentrale.jpg 1schutzanzuege.jpg 2brennstabsteuerung.jpg 3reaktorkern_von_oben.jpg 4.jpg 5schutzhuelle.jpg 6dampfdiffusoren.jpg 7reaktorkern.jpg 8leitungen.jpg 9druckmessunge.jpg

Mensch + Energie

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Energiewende“-Debatten möchten wir einen kritischen Diskussionsbeitrag leisten für all jene, die mehr wissen wollen zum Thema Energie. Und wir möchten einen Beitrag leisten, die tiefen ideologischen Gräben zu überwinden, die Befürworter und Gegner trennen. Denn die Wahrheit wird bei diesem Thema sehr schnell relativ bzw. relativiert, man bewegt sich auf einem Feld, in dem sich Experten, Meinungsmacherinnern, Ideologen, Betroffene, Opfer, Lobbyisten, Politikerinnen und Weltenretter tummeln. Sie alle sollen zu Wort kommen, sie sollen von ihrer Wahrheit erzählen, der Wahrheit des Strahlenopfers ebenso wie jener des Kraftwerkbetreibers, des Befürworters und der Gegnerin.

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