Bescheidener Zuwachs an Atomkraftwerken 2016

439 Atomkraftwerke mit einer Kapazität von 406 Gigawatt waren Anfang 2017 weltweit in Betrieb, berichtet das japanische Forum der Atomindustrie (JAIF). Bis 2050 soll diese Kapazität verdoppelt werden, verlangt Agneta Rising, Direktorin der Weltverbandes für Nuklearenergie. Nur so liessen sich die Klimaziele erreichen.

Block 2 des chinesischen Atomkraftwerks Changijang, der 2016 den Betrieb aufgenommen hat. (Bild: CNNC)

 

Die Gegenwart: Das japanische Forum der Atomindustrie hat in einer allen Atomländern durchgeführten Erhebung einen Bestand von 439 Atomkraftwerken ermitteln, die am 1. Januar 2017 weltweit in Betrieb waren. Deren Kapazität von 406 Gigawatt markiere einen neuen Rekordwert. Acht AKW’s seien 2016 in Betrieb gegangen, deren drei stillgelegt worden. Der wichtigste Treiber ist China, wo alleine fünf neue AKW die Produktion aufnahmen. Bis 2020 soll die Kapazität von derzeit  33,5 auf 58 Gigawatt gesteigert. Die anderen drei neuen Reaktoren gingen in Indien, China und Pakistan ans Netz. Das illustriert die steigende Bedeutung asiatischer Märkte für die Nuklearindustrie, während in Westeuropa seit bald drei Dekaden kein neues Atomkraftwerk mehr in Betrieb genommen wurde. In den Vereinigten Staaten, wo 99 AKW in Betrieb sind, lobbyiert die Industrie derweil für eine Verlängerung der Betriebsbewilligungen von 60 auf 80 Jahre. Verglichen mit dem Bauboom der 1970er- und frühen 1980er-Jahre, als jährlich Dutzende AKW neu ans Netz gingen, ist der aktuelle Zubau mit einer Netto-Kapazität von 7,1 Gigawatt (oder knapp zwei Prozent) von weit geringerer Bedeutung. Alleine mit Windkraftanlagen wurden 2016 54 Gigawatt an Kapazitäten zugebaut, Bei Photovoltaik waren es sogar 75 Gigawatt. Bei der Produktion halten sich die neuen erneuerbaren Energien Wind und Sonne und die Atomkraft aktuell mit Anteilen um 12 Prozent etwa die Waage.
Die Zukunft: Agneta Rising, Direktorin der Weltverbandes für Nuklearenergie (WNA), liest aus diesen Zuwachszahlen ein „Momentum“, das es auszunutzen gelte, wie sie an einer Rede an der Jahresversammlung des WNA betonte. Nun gelte es, den aktuellen Zuwachs weiter zu steigern, auf 10 GW pro Jahr bis 2020 , auf 25 GW jährlich in den Jahren 2021 bis 2015 und schliesslich 33 Gigawatt pro Jahre von 2026 bis 2050. Damit wäre eine Kapazitätssteigerung auf 1000 Gigawatt möglich. Alle anderen Alternativen seien, nicht nur für das Klima, weit gefährlicher. Zur Begründung zitierte Rising eine Studie des Schweizer Paul Scherrer Institutes aus dem Jahr 1998. 1943 Unfälle in Kraftwerken waren verglichen worden. Danach lagen bei den Unglücken mit mindestens fünf Toten die Wasserkraftwerke an der Spitze, gefolgt von Kohle und Gas. Gefährliche Wasserkraft, sichere Atomkraft: Tendenziöser geht es kaum.